Private Vermietung von Ferienhäusern und Wohnungen

 

Auswirkungen für die Bevölkerung in touristisch wachsenden, ländlichen Regionen.

Die zunehmende kurzzeitige Vermietung von Wohnraum für Feriengäste führt in Großstädten wie Berlin und München zu einer Verknappung von Wohnraum für die dort lebende Bevölkerung. Dies ist längst bekannt aber dieser Effekt entsteht auch in touristisch attraktiven ländlichen Gebieten und dort teilweise mit einer noch größeren Auswirkung. Die Spreizung der Mieten für dauerhaftes Wohnen in attraktiven Wohnungen mit Blick in die Natur oder einem historisch schönem Umfeld zu deren Vermietung über Airbnb an Touristen ist hier noch viel größer. Für die Festvermietung erhalte ich vielleicht 8 Euro, also 440 Euro im Monat für meine 55 Quadratmeter Wohnung mit Moselblick. Touristen aus Köln und Frankfurt zahlen das aber schon für Ihren 4 Tage Kurzurlaub. Da möchte doch gerne jeder Immobilienbesitzer mitmachen. Doch das entzieht dem Dorf oder der Kleinstadt nicht nur den attraktiven Wohnraum, sondern treibt auch die Mieten für dauerhaftes Wohnen, selbst in den ländlichen Regionen. Wer vom Tourismus nicht direkt profitiert, kann auch in Enkirch and der Mosel in finanzielle Not geraten. Die Mieten steigen hier fatalerweise, trotz immer weiterer sinkender Einwohnerzahlen. In verdichteten Lagen, wie im Kern von Traben-Trarbach teilt sich der Wohnungsmarkt in „gute“, aber an Touristen teuer vermietete Wohnungen und „schlechte“, z.B. laute, dunkle und trotzdem überteuerte Wohnungen. Die Folgen sind eine Verstärkung der Entvölkerung des Kernbereichs. Ein Problem, das von vielen Kommunen angesichts des Geldregens oft bewusst ignoriert wird.

 

Es zeigt sich allerdings ein Umdenken in der Region. Die Stadt Trier tritt der Zweckentfremdung mit Beschluss des Stadtrats seit 2023 nun entgegen. Während auf Portalen für Immobilien immer weniger Wohnungen in Trier auftauchen, kommen ständig neue Inserate auf Reiseplattformen hinzu. Die Folge sind steigende Mieten, das belegt auch eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus 2021. In Trier sind seit 2016 die Mieten um mehr als ein Drittel gestiegen. Das macht die Moselstadt nach Mainz zur zweitteuersten in Rheinland-Pfalz.

 

Wie der Trierischer Volksfreund am 2.2.21 berichtete, hat auch Bernkastel-Kues das Problem. Der Stadtbürgermeister Wolfgang Port erklärte:. „Mittlerweile finden wir in jedem zweiten Bauantrag die Anfrage nach einer Ferienwohnung. Es kommen immer mehr Ferienwohnungen hinzu, wobei das ja nur die gemeldeten Wohnungen sind. Die Dunkelziffer kennen wir nicht“. Er befürchtet „Sylter Verhältnisse“ an der Mosel – dass die Wohnungen selbst für die Einheimischen zu teuer werden und dieser Preisdruck sie dazu zwingt, ihre Heimat zu verlassen.

 

Die Bundesländer haben daher als Instrument der Gegensteuerung das Zweckentfremdungsgesetz geschaffen, dass es Kommunen erlaubt, eine kontrollierte Steuerung der privaten Ferienvermietuing wie in Trier oder Mainz vorzunehmen. Eine Zweckentfremdung liegt insbesondere vor, wenn der Wohnraum zu mehr als 50 % der Wohnfläche für gewerbliche Zwecke verwendet wird oder mehr als insgesamt zwölf Wochen (84 Tage) im Kalenderjahr als Ferienwohnung vermietet oder sonst für Zwecke der Fremdenbeherbergung genutzt wird. Diese Art der Vermietung über Portale wie Airbnb oder Booking ist eine gewerbliche Nutzung, auch ohne eine explizite Anmeldung als Gewerbebetrieb.

 

Die private Vermietung von Ferienwohnungen ist ein kontroverses Thema mit teilweise sehr entgegengesetzten Interessen. Für manchen Bürger ist es eine Chance zur Verbesserung des Lebensstandards, eine Wohnung im Haus an Feriengäste zu vermieten. Die Kommune freut sich auch über viele Gäste, die ja auch Geld mitbringen. Hoteliers freuen sich dagegen weniger, da die private Konkurrenz mittlerweile über die Buchungsplattformen professionell vermarktet wird und kostengünstig anbieten kann, da Privatleute oft keine besonderen Bauauflagen erfüllen und keine Services anbieten. Wer allerdings keine Immobilie "übrig" hat und sich bisher über eine niedrige Miete in schöner ländliche Lage freute, steht nun einer Wohnungsverknappung und steigenden Mieten gegenüber. Hier müssen Verwaltungen hinschauen, damit junge Familien und sozial schwachen Menschen nicht vom Tourismus verdrängt werden..

 

 

David Krämer

Architekt und

Immobilienökonom

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